E-Auto-Mythen

Fakt und Vorurteil: Wie gut ist die Klimabilanz von E-Autos?

25. Nov 2024

5 Minuten

Quelle: Shutterstock

„Klimakiller“? „Brennen häufiger“? „Oft in der Werkstatt“? Über Elektroautos werden viele Unwahrheiten verbreitet. Wir räumen mit den Gerüchten auf – durch Fakten und Zahlen.

Sind Elektroautos schlecht fürs Klima? 

Klimafreundlichkeit ist ein wichtiger Grund für den Kauf eines Elektroautos. Doch mit welcher Antriebsart stoßen Autos über ihren Lebenszyklus am wenigstens CO2 aus und verbrauchen die wenigstens Rohstoffe? Hier ist die aktuelle Studienlage eindeutig: In den unterschiedlichsten Szenarien und Ausgangsituationen kommen Fachleute zum Schluss, dass Elektrofahrzeuge über die gesamte Lebensdauer mit Abstand am wenigstens CO2 emittieren. 

Der Vorteil von batterieelektrischen Fahrzeugen: Ihr Elektromotor setzt Strom direkt in Bewegungsenergie um. Dies ist im Vergleich aller Antriebsarten besonders effizient. In einem Verbrennungsmotor geht hingegen die meiste Energie in Form von Wärme verloren.  

Lokal stößt das E-Auto während der Fahrt kein CO2 aus. Treibhausgase können aber bei der Erzeugung des Stroms entstehen. Doch betrachtet man den aktuellen Strommix, emittieren heutige E-Autos über ihren gesamten Lebenszyklus trotzdem deutlich weniger CO2 als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Dieser Vorteil beim CO2-Abdruck wird immer größer: Weltweit werden die erneuerbaren Energien ausgebaut, Batterien technologisch weiterentwickelt und immer klimafreundlicher produziert. 

Elektroautos, die mit Ökostrom geladen werden, verbrauchen während der Nutzung keine Rohstoffe – anders als Verbrennerfahrzeuge, die hohe Mengen an fossilen Kraftstoffen benötigen. E-Autos brauchen jedoch eine größere Menge an Rohstoffen für die Batterieproduktion. Die Batterien können jedoch fast vollständig recycelt werden. Die Rohstoffbilanz verbessert sich, weil sich Batterien und ihre Produktion weiterentwickeln und Recyclingverfahren effizienter werden. Batterien können außerdem ein zweites Leben bekommen – zum Beispiel als stationäre Stromspeicher, wenn sie im Auto ausgedient haben.  

Brennen E-Autos wirklich häufiger? 

Dieses bekannte Vorurteil stimmt nicht: Elektroautos brennen nicht häufiger als Verbrennungsfahrzeuge! Das kann unter anderem der Gesamtverband der Versicherer mit einem Blick in seine Statistik bestätigen, viele weitere Studien bestätigen dies ebenfalls. So zeigen Analysen zum norwegischen Fahrzeugmarkt, dass Elektrofahrzeuge im Vergleich dreimal seltener in Brand geraten.  

Wird ein E-Auto in einen Unfall verwickelt, schaltet die Fahrzeugtechnik die Batterie im Sekundenbruchteil ab. Unkontrollierter Strom kann keinen Schaden anrichten. E-Auto-Batterien sind generell gut gegen Verformungen in der Karosserie geschützt, ähnlich wie der Kraftstofftank in einem Verbrennungsfahrzeug. Fahrzeuge, die dennoch in Brand geraten, können von der Feuerwehr mit inzwischen gut entwickelter Technik gelöscht werden. Die Feuerwehrleute werden regelmäßig für Einsätze mit Elektroautos geschult. 

E-Autos gehören grundsätzlich zu den sichersten Fahrzeugen bei Unfällen. Im Euro-NCAP-Crashtest des Jahres 2023 sind 9 der 10 Fahrzeuge mit dem besten Ergebnis vollelektrische Modelle. Allerdings gibt es noch relativ wenige Elektrofahrzeuge auf den Straßen. Daher sorgt jeder einzelne Unfall mit einem Elektroauto für mehr Medieninteresse als ein Verbrennungsfahrzeug – und damit für eine falsche Wahrnehmung von vermeintlich „unsicheren E-Autos“. 

Elektroautos brennen seltener als Verbrenner-Pkw.

Sind Elektroautos nur für die Stadt geeignet? 

Auf dem deutschen Markt gibt es – Stand August 2024 – rund 400 verschiedene E-Auto-Modelle zu kaufen. Dies geben das Kraftfahrt-Bundesamt und die Electric Vehicle Database an. Darunter gibt es günstige Kleinwagen, die mit 200 Kilometern Reichweite eher für Kurzstrecken ausgelegt sind, und Oberklasse-Modelle, die mit einer Ladung mehr als 600 Kilometer weit kommen. Weltweit arbeiten Forscher an Batterien, die künftig Reichweiten von 1.000 Kilometern und mehr ermöglichen werden. 

Egal, für welches Auto man sich entscheidet – ein schnelles Nachladen der E-Auto-Batterie ist heute an allen wichtigen Verkehrswegen möglich. Die Ladegeschwindigkeit ist von Fahrzeug zu Fahrzeug unterschiedlich. Bei kleinen Modellen mit geringer Batteriekapazität ist die maximal mögliche Geschwindigkeit in der Regel etwas niedriger.  

Autofahrende finden zehntausende Schnellladesäulen per Handy-App oder in ihrem Navigationssystem.

Laden statt Tanken erfordert kleine Änderungen im Autofahrer-Alltag. Der Ladestopp lässt sich aber meist gut integrieren, auch in den Familienurlaub. Während das Auto lädt, gehen alle auf die Toilette und bewegen sich. Moderne Fahrzeuge laden in 10 Minuten mehr als 100 Kilometer Reichweite nach – zum Beispiel an den Ladesäulen des Deutschlandnetzes. Viele neue Elektroautos unterstützen Ladeleistungen von 150 kW oder mehr, was die Ladezeiten deutlich verkürzt. 

Gehen E-Autos häufiger kaputt – und sind teuer bei der Reparatur? 

Beim Thema Verschleiß ist eher das Gegenteil der Fall: Weil E-Autos aus weniger Teilen bestehen, benötigen sie weniger Ersatzteile, zudem sind verbaute Komponenten weniger wartungsintensiv. Auch Inspektionen und die Hauptuntersuchung sind weniger aufwendig und damit günstiger. Je nach Modell und Werkstatt gehen Fachleute davon aus, dass E-Auto-Besitzer bei regulären Werkstatt-Besuchen ein Drittel der beim Verbrennerfahrzeug üblichen Kosten einsparen können.  

Wie sieht es bei Unfällen aus? Bei Elektroautos entstehen 20 % weniger Schäden, die ein Fall für die Vollkasko-Versicherung werden. Das hat der Gesamtverband der Versicherer ausgewertet. Allerdings sind die Reparaturkosten um bis zu 25 % höher. Grund dafür ist laut den Versicherern unter anderem noch die Unsicherheit im Umgang mit verunfallten E-Autos und der teilweise vorschnelle Austausch der kompletten Batterie. Dies wird künftig zurückgehen: Hersteller und Werkstätten sammeln mehr Erfahrung und entwickeln ihre Diagnosetools kontinuierlich weiter. Darüber hinaus wird es mehr und mehr freie Werkstätten geben, die E-Autos reparieren – im Vergleich zu Vertragswerkstätten können so Reparaturkosten gespart werden. 

Besitzer von E-Autos sparen bei der Inspektion richtig Geld. 

Gebrauchtwagen: Ist der Wertverlust von E-Autos besonders hoch? 

Die E-Mobilität wächst und die Preise für Neufahrzeuge sind in Bewegung. Das sorgt auf dem Gebrauchtwagenmarkt für Fragen: Ist der Preis für den Gebrauchten angemessen, wenn Preise für Neuwagen fallen? Wer kaufen oder verkaufen will, sollte sorgsam vergleichen: Das Angebot für gebrauchte E-Autos in Deutschland ist im Jahr 2023 um 134 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewachsen, ergab die Auswertung einer Online-Autoplattform. Ein Grund hierfür ist die steigende Anzahl an vollelektrischen Pkw, die aus dem Leasing wieder auf den Markt kommen.  

Manche Kaufinteressierte sorgen sich um die Zuverlässigkeit gebrauchter Batterien: Reicht die verbleibende Kapazität für die persönlichen Bedürfnisse? Batterien verlieren im Laufe des Lebens an Leistung. Doch heutige Lithium-Ionen-Zellen können so häufig be- und entladen werden, dass es für mehrere hunderttausend Kilometer reicht. Weiterentwicklungen versprechen eine noch größere Anzahl an Ladezyklen.  

Wer ein gebrauchtes Elektroauto kauft, kann einen Batteriecheck durchführen lassen, um den Zustand der Batterie zu überprüfen. Übrigens: Die Hersteller geben in der Regel acht bis zehn Jahre Garantie auf die Batterien – bis maximal 160.000 Kilometer.  

Die als Abgasnorm bekannten Euro-Normen haben künftig auch die Batterien von Elektrofahrzeugen im Fokus. Die Euro-7-Norm gilt ab Ende November 2026: Nach fünf Jahren oder 100.000 Kilometern müssen Batterien dann mindestens 80 % ihrer Ursprungskapazität aufweisen. Nach acht Jahren oder 160.000 Kilometern sind es noch 72 %. 

 

Bieten E-Autos weniger Fahrspaß? 

Kein lauter Auspuff, kein Abgasgeruch: Wer es rau mag, wird bei E-Autos selten fündig. Wer aber auf Beschleunigung und Dynamik steht, ist hier richtig: Ein Elektromotor liefert von Anfang an sein volles Drehmoment und bringt seine Kraft unmittelbar auf die Straße. Die Beschleunigung erfolgt schnell und kontinuierlich.  

Durch das hohe Gewicht der Batterie, die meist im Boden verbaut ist, liegt auch der Schwerpunkt eines Elektrofahrzeugs niedrig. Dies bringt vor allem bei schnellen Kurvenfahrten viel Fahrspaß: Das Elektroauto verhält sich sehr stabil und hat eine besonders gute Straßenlage. 

 Viele E-Auto-Fahrende schätzen, dass es kein Motorengeräusch gibt: Insbesondere längere Fahrten werden komfortabler – und niemand muss auf der Autobahn das Radio voll aufdrehen, damit die Musik lauter ist als der brüllende Motor. Die geringen Fahrgeräusche reduzieren insbesondere in Städten den Verkehrslärm, bringen aber auch eine Verantwortung mit sich: Bis zu einer Geschwindigkeit von 20 km/h geben E-Autos künstliche Geräusche ab, um andere Verkehrsteilnehmende auf sich aufmerksam zu machen. 

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